AUFRUF von LA RAGE zur Revolutionären 1.Mai Demonstration

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Kämpfen statt feiern! Enteignen, Entwaffnen, Kapitalismus zerschlagen!

Heraus zum Revolutionären 1.Mai

DEMO 16:30 UHR SÜDSTERN

"Im vergangenen Jahr haben wir vom friedlichsten Mai seit langem gesprochen. Diese Aussage kann ich heute wiederholen." twitterte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am 02.Mai 2023. Die Polizei feiert sich für ihre Arbeit. Wegner spricht von einer taktischen Meisterleistung. Peinlich oder? Von revolutionären Ideen keine Rede, von einem proletarischen Kampftag war die letzten Jahre in Berlin wenig zu merken. Besonders traurig macht uns dies vor dem historischen Hintergrund dieses Kampftages der Klasse: "Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, daß gleichzeitig in allen Ländern und in allen Städten an einem Tag die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen." Mit diesen Worten des CGT-Gewerkschafters Raymond Felix Lavigne solidarisierte sich die Internationale Arbeiterschaft vor 135 Jahren mit Amerikanischen Arbeitern, die sich 3 Jahre zuvor auf dem Haymarket in Chicago der Polizei entgegen stellten, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen - und zu sterben. Der Internationale Kampftag der Arbeiterbewegung ist geboren.

In Berlin schreibt er spätestens 1929 Geschichte. In mehreren Aufzügen zogen Demonstrierende vor allem durch die Arbeiterviertel Wedding und Neukölln, obwohl der SPD-Polizeipräsident Berlins, Karl Zörgiebel, Versammlungen für den 1.Mai verboten hatte. Die Polizei reagierte mit beispielloser Brutalität: Schon tagsüber wurden beispielsweise am Hermannplatz Unbeteiligte, die das Pech hatten mit zu vielen Menschen zu nahe beieinander zu stehen, von den staatlichen Schlägertrupps angegangen. Beginnend am Abend des 1.Mai fuhren polizeiliche Erschießungskommandos mit Panzerwagen und Maschinengewehren über mehrere Tage durch Berlins Arbeiterkieze und schoßen auf Zivilist:innen, in Menschenmengen und Balkone an denen rote Fahnen hingen. Über 30 Menschen starben. Fast 100 Jahre ist der Blutmai her, was bleibt, ist die Gewissheit, dass wir am 1.Mai einen Kampf-, Keinen Feiertag ehren.

Dann beginnt 1987 die Geschichte der heutigen Revolutionären Ersten Mai Demo: Kreuzberg 36 wird weltberühmt. Als Reaktion auf polizeiliche Angriffe gegen den DGB-Betrollenenblock und vorher bereits gegen das VOBO-Büro im Mehringhof kam es am Abend zu massiven Ausschreitungen rund um das Straßenfest auf dem Lausitzer Platz. Auch wenn wir zu jung sind, um uns selbst daran zu erinnern, aufgewachsen sind auch wir mit den Geschichten der Berliner Straßenkämpfe um den Erhalt Autonomer Zonen. Traditionell ist der Erste Mai ein Tag mit großem Mobilisierungspotential, ein Tag der Ehrung des proletarischen Widerstandes und ein Tag des Gedenkens an die Opfer dieses Kampfes. Doch die Situation heute ist eine andere: Die kommunistische und gewerkschaftliche Massenbewegung der Weimarer Republik ist verschwunden und auch die heutige Hausbesetzungsszene ist nicht im Ansatz mit der aus den 80ern und 90ern zu vergleichen. Die linke Bewegung verliert zunehmend an Bedeutung, hat Schwierigkeiten den Anschluss an die Gesellschaft nicht zu verlieren und scheint der hetzerischen Agitation der neuen Rechten wenig entgegensetzen zu können.

Die Art und Weise, wie unsere Szene in den letzten Jahren den ersten Mai begeht, reiht sich in unseren Augen in diese Problematik ein. Von Jahr zu Jahr verliert unser Protestmarsch an Kämpferischem Charakter. Mehr und mehr sehen wir Teilnehmende, die eher als Schaulustige denn als Unterstützende gelten müssen. Die weder durch ihre Lebensrealität noch ihre ideologische Einstellung einen Bezug zum Proletariat haben. Das zeigt sich an Reihen im Block, die sich auflösen, sobald Bullen nur ihre Helme aufsetzen genauso wie an dem Umstand, dass andere Demonstrationen mit ähnlichen Zielen über das gesamte Jahr oftmals nicht ein Bruchteil der Demonstrierenden vorweisen können. Der erste Mai in Berlin lebt von seinem Ruf, nicht von tatsächlichen Ideen oder Aktionen. Zunehmend nimmt er den Charakter einer isolierten Szeneveranstaltung an. Ein Pflichttermin für jeden Linken, der aber Keinen tatsächlichen Zweck verfolgt, Keine Anknüpfung an den tatsächlichen Kampf der modernen Arbeiterschaft hat und keine konkreten Ziele verfolgt. Diese Entwicklung raubt dem Ersten Mai seine politische Bedeutung und seine historische Verantwortung und wird dem Potential dieses Tages nicht gerecht.

In der Hoffnung Gleichgesinnte zu finden, möchten wir hiermit daher unsere Vision für zukünftige proletarische Kampftage teilen: Zunächst drängt sich uns die Frage auf, warum die Demo Jahr für Jahr durch die gleichen Kieze zieht. Vor allem Friedrichshain-Kreuzberg ist ein Viertel, das von Berlins Arbeiterschaft mittlerweile so weit entfernt ist, wie die SPD von sozialer Politik. Und natürlich lassen sich soziale Ungerechtigkeiten und Spannungen in Neukölln nicht ignorieren, aber warum nicht auch die anderer Bezirke anerkennen? Vorbei ziehen an eintönigen Plattenbauten im Osten mit 40m2 Wohnungen, in denen 5köpfige Familien wohnen? Friedrichshain-Kreuzberg zählt nach dem Medianeinkommen zu den privilegiertesten Gegenden Berlins, während z.B. Marzahn-Hellersdorf oder auch Lichtenberg die untersten Plätze dieser Liste einnehmen. Zweitens: Yuppies raus aus der Demo! Genau wie Demotouris, Schaulustige und alle anderen, die für das Feeling mitlaufen. Verpisst euch von unserem Protestmarsch! Wir wollen Menschen an unserer Seite wissen, die unseren Klassenstandpunkt und unsere Zukunftsperspektive teilen. Daran anknüpfend würden wir uns wünschen, wenn der erste Mai wieder eine kontinuierliche Agenda für konkrete Ziele verfolgen würde. Bei der Gründung der zweiten Internationalen wurde der Proletarische Kampftag ausgerufen, um den 8-Stunden-Tag zu erstreiten. Heute brauchen wir andere Forderungen, die genauso unmittelbar Lebensrealitäten verbessern. Forderungen, mit denen sich die Unterschicht und unterdrückte Jugend identifizieren kann.

Weiterhin: Der erste Mai ist ein Kampftag, kein Feiertag. So oft wird dieser Spruch skandiert, wir wollen das wieder Ernst meinen. Das bedeutet für uns auch: kein Alkohol, keine Drogen. Eine Demo ist keine Party. Geht zu Aktionstrainings. Bildet Aktionsgruppen. Geht in die Blocks, Bildet stabile Reihen.

Ein letztes noch: Boykottiert vom Staat geförderte Ablenkungsveranstaltungen! Es sollte eigentlich bekannt und selbstverständlich sein: Das Myfest z. B.ist ein Köder, den sie uns zuwerfen, um uns zu spalten. Ein vom Bezirksamt und der Polizei unterstütztes Fest kann keine revolutionären Ideen vertreten und ist keine Alternative zu stabilen Demos. Es soll den Tag blockieren und unser Mobilisierungspotential unterminieren.

Der 1. Mai gehört uns. Es ist der Tag des Volkes, der Arbeiterklasse, der Jugend. Es ist der Tag, an dem wir, die in diesem System unten gehalten und geknebelt werden, aut die Straße gehen und uns gegen die Mächtigen auflehnen.

Jugend voran zur Einheit! Jugend voran zum Kampf! Jugend heraus zum ersten Mai!